Tag 7




Datum: Montag, 27.April 2015
Strecke:  von Sansol nach Logrono
Distanz: 23 km
Gehzeit: 07:50 bis 13:30 Uhr   ca. 5,75 Std.
Wetter: bewölkt, frisch 10-15Grad, dann extrem windig
Allgemein: gemäßigte, fast leichte Etappe


Nach einer angenehmen Nacht, Heinz und Marjolein waren schon weg, frühstückten Sepp und ich gemütlich gegen 7:15 Uhr 2 Toasts und machten uns dann Start klar. Sepp brauchte mir zu lange und so ging ich alleine los, nicht ohne mich von unserer Hebergsmutter zu verabschieden und mich für die tolle Unterkunft zu bedanken. Sie küßte mir die Stirn und wünsche mir eine gute Pilgerreise und sie würde für mein gesundes Ankommen in Santiago beten. Ich war ganz gerührt. Eine Frau, die mich gestern noch gar nicht kannte, wollte für mich um Gottes Beistand bitten. Auch wenn es sich für manch einen komisch anhören muss, ich glaube wirklich, dass diese Leute das ehrlich meinen. Sie hätte ja auch gar nichts sagen brauchen. Ich komme wahrscheinlich so wieso nie mehr wieder. Aber sie wollte mir ihre Verbundenheit zu mir, also den Pilgern, zeigen. Und das tat gut, sehr gut sogar.
So gerührt machte ich mich auf den Weg und war froh jetzt allein zu sein. In solchen Situationen denkt man dann viel nach, über sich und das Leben, über Gott und die Welt!
Der Weg war auch heute wieder sehr schön, nicht so sehr anstrengend und da es nicht regnete konnte man die schöne Landschaft und die  Aussicht geniesen. Ich kam mit einer Südkoreanerin, Tsing Jang, ins Gespräch und wir unterhielten uns prächtig. Sie hatte ihren Job als Web Designerin gekündigt um den Camino zu gehen. Ich war beeindruckt. Für manche Menschen bedeutet der Camino eine sehr große Veränderung in ihrem Leben. Und sie machen und wollen das so. Stand für mich auch so eine Veränderung an? Eigentlich nicht (denkt man). Für mich wird nach dem Camino alles so weiter gehen wie vorher. Der Alltag holt einen wieder ein und man lebt in seinem Trott weiter. Doch so ist es nicht!
JEDEN WIRD DER CAMINO VERÄNDERN
Den Einen mehr, den Anderen weniger. Und auch mich hat er verändert!

Irgend wann trennten sich unsere Wege und auch sie hab ich leider nie wieder gesehen, aber dieser Vormittag mit ihr, bleibt mir in sehr guter Erinnerung!

Santa Maria in Viana
So kam ich alleine in Viana an und besichtigte die wunderschöne Kirche Santa Maria, in deren Innerem die Gebeine von Cesare Borgia ruhen sollen. Cesare Borgia (geb. in Rom) war ein spanischer Bischof (Sohn des Papstes Alexander VI ), der jedoch später an vielen Schlachten teilnahm und ein skrupelloser Feldherr, der auch nicht vor Krieg, Gift und Verrat zurück schreckte.
 Als Soldat im Dienste Navarras geriet er am 11. März 1507 während der Belagerung der Festung Viana in einen von ihm erkannten, jedoch ignorierten Hinterhalt und wurde in einem aussichtslosen Kampf mit zwanzig bewaffneten Reitern getötet.
In einem Supermarkt kaufte ich mir Lebensmittel und Batterien, die ich immer öfters für mein GPS Grät brauchte. Auf dem Camino war es mir immer lästig nach meinem GPS Gerät zu schauen, heute bin ich froh, ganz detaillierte Aufzeichnungen meines Caminos zu haben.
Im Ort traf ich niemand Bekanntes, so setzte ich mich am Ortsausgang auf eine Bank und vesperte alleine. So gestärkt ging es weiter Richtung Logrono. Es kam ein starker Wind auf. Es war ekelhaft. Fliesjacke an, dann wieder aus, dann wieder an. Es war ungemütlich. So kam ich zu dem Entschluß, heute mußte es ein Zimmer sein und keine Herberge. Man muss sich auch mal was gönnen. Nahe einer Papierfabrik überschreitet man die Grenze der autonomen Region Navarra und La Rioja. Bald
darauf lag Logrona im Tal vor mir und auf dem Weg in die Stadt holte ich mir natürlich einen Stempel bei Maria, der Tochter von Dona Velica. Dona Velica saß 20 Jahre vor ihrem Haus und bot den Menschen Wasser, Feigen und ein schattiges Plätzchen an, und sie stempelte ihnen die Pässe. Als ihre Mutter starb, erbte Maria Mediavilla den Stempel. Er ist ein Geschenk eines Pilgers aus Madrid. "Felisa, Higos, Agua y Amor" steht darauf – Felisa (der Name von Marias Mutter), Feigen, Wasser und Liebe. " An gefangen hatte alles, als ein Priester vor über 20 Jahren Dona Velica um Hilfe gebeten hatte, die Pilger zu zählen. Und das tat sie fort an, bis an ihr Lebesende und ihre Tochter führt ihre Arbeit fort. Es ist Kult diesen Stempel zu holen und sich kurz mit Maria zu unterhalten.
Ich hatte noch versucht mit Sepp zu telefonieren, ob er sich evtl. mit mir ein Zimmer teilen würde, aber ich konnte ihn nicht erreichen. Gleich am Stadteingang von Logrono bei der Brücke konnte ich mir in der Info Unterlagen von Pensionen besorgen und kurz darauf (ohne Hilfe eines Spaniers würde ich heut noch suchen) hatte ich ein Zimmer gefunden. Es war ein Doppelzimmer, aber das war mir jetzt auch egal. Heut brauchte ich etwas Abstand. Kaum hatte ich ausgepackt, klingelte mein Telefon und Sepp war dran. Er war begeistert von der Idee mit dem Zimmer und kurz darauf holte ich ihn an der Brücke ab. Wir duschten, gaben unsere Wäsche ab und gingen in die Stadt. Logrono ist die
Hauptstadt der Region Rioja und wunderschön. Also, eins muß man sagen: Allgemein sind die großen Städte in Spanien sehr schön und sauber. Es gibt viele Grünanlagen und natürlich herrliche Kirchen. So auch hier. Wir schlenderten durch die Sadt und trafen Marjolein und Jeppe, einen Dänen. Mit ihnen gingen wir in eine Tapas Bar und liesen uns bei einem Bier diese Köstlichkeiten schmecken. Anschließend flanierten wir noch bei Sonnenschein durch die Stadt, trafen Ricardo, den Schnarcher wieder und suchten uns dann ein Lokal zum Abendessen. Dort trafen wir auch Jesse wieder. Wir liesen es uns schmecken uns dann machten wir uns auf den Heimweg, um noch den ein oder anderen Bekannten zu treffen. Im Zimmer lagen schon unsere frisch gewaschenen und getrockneten Kleider. Wir schrieben noch unsere Tagebücher und tranken noch nen Absacker und liesen so unseren schönen Abend ausklingen.

Fazit: leichte Etappe, jedoch durch den Wind auch anstrengend
Tipp: in Viana die Kirche Santa Maria besichtigen, die Stadt Logrono anschauen und die tollen Tapas Bars geniesen!


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